Abenteuerlicher Urlaub auf dem Land
Zweiflingen – Das scheint ansteckend zu sein“, konstatiert Landwirt Otto Giebler. Vorsicht ist geboten bei dem Fieber, das in der Familie Boeddinghaus aus Winnenden grassiert. Dort hat es jedenfalls alle getroffen: Das Landfieber – der Drang, als Städter einmal im Leben auf einem Bauernhof gelebt zu haben.
Zweiflingen – Das scheint ansteckend zu sein“, konstatiert Landwirt Otto Giebler. Vorsicht ist geboten bei dem Fieber, das in der Familie Boeddinghaus aus Winnenden grassiert. Dort hat es jedenfalls alle getroffen: Das Landfieber − der Drang, als Städter einmal im Leben auf einem Bauernhof gelebt zu haben. Timon (14) ließ sich von seiner Schwester inspirieren, zwei Wochen lang im Landbetrieb Giebler in Tiefensall Hand anzulegen.
Vor wenigen Tagen ist sein Landurlaub zu Ende gegangen. Vermittelt wurde diese Mischung aus Urlaub auf dem Bauernhof und landwirtschaftlicher Arbeit, quasi einer Familienmitgliedschaft auf Zeit im ländlichen Raum, vom Evangelischen Bauernwerk in Hohebuch. Über 100 Jugendliche und junge Erwachsene hat die Referentin Veronika Grossenbacher alleine in diesem Sommer für jeweils zwei bis acht Wochen an den Landwirt gebracht − Tendenz steigend.
Bewerbung
Grossenbacher legt großen Wert darauf, die Jugendlichen möglichst weit durchs ganze Ländle zu verschicken, ab dem Alter von 16 Jahren auch in die benachbarte Schweiz. Gerade in Hohenlohe gebe es viele Höfe, die in diesem Projekt kooperieren, und jeden einzelnen kennt Grossenbacher persönlich. Teilnehmen könne jeder motivierte und kontaktbereite junge Mensch. Wer sich bewirbt, wird eingehend nach seinen Vorlieben und Interessen befragt, auf deren Grundlage dann der geeignete Hof ausgesucht wird.
Die Gieblers waren in diesem Jahr zum ersten Mal dabei. Sie wollten dies „schon immer mal machen“, betont Hausherrin Andrea. Dennoch konnten sie ihrem Gast bereits ganz besondere Erlebnis bieten: Die drei Generationen unterm Dach vermitteln jungen Städtern eine andere Lebenswelt. Otto Giebler liegt am Herzen, weit verbreitete Vorurteile gegenüber der Landbevölkerung abzubauen. Er betont, dass die Arbeit auf dem Land geregelt und gewiss ohne Frondienste ablaufe. Die Gieblers boten ländliches Leben, das dem Erfahrungsaustausch diente. Die Herstellung von Lebensmitteln vermittelte Giebler ausführlich.
Familienmitglied
Timon, dessen zwei Wochen bei den Gieblers sich am Tag des HZ-Besuchs dem Ende zuneigten, kann das nur bestätigen: Sein Arbeitstag begann morgens um acht, nach dem Mittagessen war recht bald Schluss. Gar nicht anders als zur Schulzeit. Auch den Rest des Tages war Timon ein Jugendlicher wie jeder andere, ging mit den drei Kindern der Gieblers ins Freibad oder Fußballspielen. Mit seinen drei neuen Geschwistern verstehe er sich prima, bekennt er. Einmal haben sie gemeinsam eine Nachtwanderung gemacht. Auch mit den Nachbarskindern habe er Bekanntschaft geschlossen. Zuhause sei er der Kleinste von dreien, bei Gieblers der Größte, für beide Seiten eine aufregende Erfahrung. In dieser familiären Atmosphäre sei es Timon leicht gefallen, sich einzuleben. Er half beim Umstallen der Schweine, beim Bau eines Treibgangs im Schweinestall und fütterte die Rinder mit Heu und brachte Wasserfässer auf die Weide. Ein besonderes Erlebnis sei das Brotbacken im alten Backhaus gewesen. Timon ist angenehm überrascht, er hatte sich die Arbeit viel schwerer und Tiefensall viel kleiner vorgestellt. Keiner kann behaupten, Timon hätte in diesen zwei Wochen nichts gelernt.
Die Gieblers werden nicht zum letzten Mal teilgenommen haben. Sie wollen in Zukunft längere Aufenthalte anbieten. Und Timon schwört, dass dies nicht sein letzter Landaufenthalt war. Seine Schwester erlebte schließlich schon das Landleben in der Schweiz!
Torsten Büchele, stimme.de