Geschichte

Hohebuch – gestern und heute

Evangelische Bildungsarbeit für Landwirtschaft und den ländlichen Raum

Im Januar 1946 lud Landesbischof Theophil Wurm zu einer ersten Bauerntagung nach dem Krieg ein. 133 Männer und Frauen aus der Landwirtschaft befassten sich mit Bibeltexten und „bäuerlichen Berufsfragen der Gegenwart“. 1948 mündete diese Initiative ein in die Gründung des „Evangelischen Bauernwerks in Württemberg“ als eingetragener Verein. Anfang der 50er Jahre fand das Bauernwerk seine Heimat in Waldenburg-Hohebuch und begann dort die Bildungsarbeit mit jungen Menschen in der „Ländlichen Heimvolkshochschule“/ „Evangelischen Bauernschule“.

Seitdem ist Hohebuch Zentrum der kirchlichen Bauernarbeit der Württenbergischen Landeskirche. Dazu gehört die sozial-diakonische Unterstützung der Menschen auf dem Land wie auch Erwachsenenbildung für Landwirtschaft und ländlichen Raum. Die Gründungsgeschichte steht als Kennzeichen für den spezifischen Ansatz der Hohebucher Arbeit: lebensbegleitend, ganzheitlich und in der Zuversicht des christlichen Glaubens praxisorientiert. Dabei wenden sich die Bildungsangebote nicht nur an Bäuerinnen und Bauern, sondern an alle Interessierte im ländlichen Raum und darüber hinaus.


Lebensbegleitend

Früher „Grundkurs zur Persönlichkeitsbildung“, heute „Qualifikation als landwirtschaftlicher Unternehmer“. Junge Landwirte befassen sich nicht nur mit fachlicher Qualifikation, sondern auch mit Lebensfragen: dem Miteinander von Alt und Jung, Frau und Mann, den eigenen biografischen Wurzeln, Fragen zur Stellung der Landwirtschaft in der Gesellschaft, zu Ernährung, Umwelt- und Tierschutz, zu einer landwirtschaftlichen Unternehmensethik.

Die Verbindung von fachlicher Kompetenz und dem, was man klassisch „Herzensbildung“ nennt, charakterisiert die Seminar- und Tagungsangebote für alle Generationen: Betriebsleiter*innen, Paare und Familien, Hofübergebende und -übernehmende, Senioren. Die Beziehung zu Hohebuch und zu den Menschen, mit denen man hier Gemeinschaft erlebt, trägt oft für lange Zeit.

Dabei ist Hohebuch nicht nur in Hohenlohe präsent, sondern hat ein Netz quer durch die württembergische Landeskirche geknüpft. Arbeitskreise in den Kirchenbezirken treffen sich, um Fragen der Landwirtschaft, Schöpfungserfahrung und des ländlichen Raumes im Bezug zum christlichen Glauben nachzugehen und diese Themen in Veranstaltungen vor Ort öffentlich zu positionieren.


Ganzheitlich

Das Leben besteht nicht nur aus Agrarpolitik, Stall und Feld. Wie ein roter Faden zieht sich die Überzeugung durch die Geschichte des Evangelischen Bauernwerks: Die christliche Glaubensperspektive prägt die gesamte Lebensorientierung in Beruf und Familie, gesellschaftlichem Engagement und Entfaltung der persönlichen Gaben. Von Beginn an stand der agrarpolitische Fachdisput neben der Musik, das Bibelgespräch neben Malen und Theaterspielen. Darum sind in Hohebuch nicht nur Menschen aus der Landwirtschaft, sondern aus Stadt und Land insgesamt willkommen. Eine wichtige Rolle spielt die Begegnung von Verbrauchern und Erzeugern von Lebensmitteln („Stadt-Land-Partnerschaft“).

Eine breite Palette an musisch-kulturellen Angeboten steht in unserer Tagungsstätte in unmittelbarem Bezug zu den natürlichen Schöpfungsgrundlagen: Naturmaterialien mittels handwerklich-kreativer Techniken be- und weiterzubearbeiten – in der Filzkunst zum Beispiel oder der Holz- und Steinbildhauerei. Die Gaben des eigenen Körpers werden beispielsweise beim Singen und Tanzen entdeckt und entwickelt. Als Lern- und Lebensgemeinschaft auf Zeit ermöglicht die Heimvolkshochschule ein besonderes Gemeinschaftserleben, welches besonders bei Familienfreizeiten oder Großeltern-Enkel-Tagungen auch die Verbundenheit der Generationen im Blick hat.


Das vierfache Ackerfeld

Das Logo von Bauernwerk und Heimvolkshochschule wurde in den 60er Jahren vom Künstler Robert Eberwein gestaltet und 2008 leicht überarbeitet. Im Zentrum steht das Kreuz, aus dem eine Ähre wächst – Symbol der Hoffnung, die uns als Christen aus Jesu Tod und Auferstehung erwächst. Daneben aber Vögel, die den Lohn der Arbeit oftmals wegfressen; Steine, welche einem in den Weg gelegt werden, Dornen, die alles Planen und Arbeiten ersticken. Schließlich die Wolken, die den lang ersehnten Regen genauso bringen können wie Hagel und Hochwasser.

Was wir säen, führt nicht immer und automatisch zu einer reichen Ernte. Unwetter, Vogelfraß, Dornen und Steine gefährden die Arbeit in Feld und Garten wie auch im übertragenen Sinne das Engagement in Beruf und Familie, Kirche und Gesellschaft. Durch die evangelische Erwachsenenbildung Hohebucher Prägung wird erfahrbar, wie der christliche Glaube als Hoffnungsorientierung auch in schwierigen Zeiten zu helfen vermag.