Presseberichte

Leonberg / Ditzingen

“Alles hat seine Zeit…” – Rhythmen in der Natur – Rhythmen von Körper und Seele

Vortragsabend mit Dr. Beate M. Weingardt aus Tübingen im vollbesetzten Gemeindehaus in Eltingen.

Sie bezog sich auf den Vers aus dem Buch des Predigers und führte weiter aus, dass alles Lebendige seinen Rhythmus habe und auch der Mensch von Geburt an seinen Rhythmus mitbringe. So wie die Jahreszeiten ihren Rhythmus haben, haben viele Vorgänge in der Natur ihre eigenen Rhythmen und auch unsere Kultur ist von Rhythmen geprägt. “Aber wir leben in einer Zeit, die Rhythmen nicht mehr akzeptieren will”, so Frau Weingardt. Man versuche, die natürlichen Rhythmen zu beschleunigen und außer Kraft zu setzen. Dabei bezog sie sich auch auf die Landwirtschaft: Die Kuh muss ständig trächtig sein, für Hühner gibt es keine natürliche Legepause mehr, in der Mast muss es immer schneller gehen. Da sei aber nicht die Landwirtschaft schuld, sondern “der Kunde, der es billig will.” Im Gegensatz dazu würde man es bei den Dingen, denen man die Zeit lässt, die sie brauchen, auch schmecken. Dieses billiger werden der Lebensmittel ginge nur durch ein außer-Kraft-setzen der natürlichen Rhythmen, was oftmals weder tier- noch menschenwürdig sei. Der Einsatz von Licht, Koffein, unbegrenzten Öffnungszeiten, etc. mache es erst möglich, dass Rhythmen verschwinden. Mit den Möglichkeiten unserer modernen Zeit entstanden erst die Möglichkeiten und Versuchungen dazu. Dies erfordere mehr Reflektion und eine vermehrte Bewusstmachung: so müsse man sich öfters die Frage stellen:

“ist das jetzt noch gesund?”

Dass man sich oftmals ein Auftanken nicht mehr gönnt, und auch der Sonntag als solcher zu einem normalen Arbeitstag geworden ist, sei eine der Ursachen für Stress, Burn-out und Depression. Denn Stress entsteht durch Dauerbelastung –  eben, wenn man den Rhythmus von An- und Entspannung nicht einhält. “Unser Körper hat und will Rhythmen. Wer sich nach diesen richtet, hat größere Chancen, gesund zu bleiben. Wir tun gut daran, die Rhythmen des Körpers zu respektieren.” So werden z.B. Wachstumshormone rhythmisch ausgeschüttet, und auch die Organe arbeiten nach bestimmten Rhythmen. Da unser Körper nicht dazu gemacht ist, ständig Hochleistung zu bringen, muss es Phasen von An- und Entspannung geben. Es gilt zu schauen, was gut tut, damit man keinen Raubbau am Körper betreibt.

Wichtig sei, die ganz eigenen Rhythmen zu beachten und mit ihnen zu leben.  Auch der Glaube gebe einen Rhythmus vor: beten und arbeiten, danken und klagen, auch das Kirchenjahr beinhalte Rhythmen. Frau Weingardt ermutigte, “Wurzelpflege” zu betreiben: sich die Freiheit zum Sonntag zu nehmen, und ihn nicht zu einem normalen Arbeitstag zu machen, und sich auch im alltäglichen Tagesgeschehen kurze Pausen und Innehalten zu erlauben. Denn Leben ist mehr als existieren und zu funktionieren und “wenn man an Wurzeln spart, merkt man es an den Früchten”. In der anschließenden Aussprache kam der Konflikt zur Sprache, wie man inmitten gesellschaftlicher Zwänge trotzdem im eigenen Rhythmus bleiben kann. Stehvermögen, Selbstbewusstsein, mit Widerstandskraft gegen den Strom zu sagen: es geht auch anders, und mit der Überzeugung “wenn alle meinen, müssen wir noch lange nicht” gab Frau Weingardt hilfreiche Gedankenanstöße, seinem eigenen Rhythmus treu zu bleiben. “Besinne dich auf das, was dir gut tut. Höre auf deinen Körper. Finde deine eigene Zufriedenheit. Solche Leute sind Persönlichkeiten!”  Mit diesen appellierenden Worten beendete Beate Weingardt den Abend, von dem jeder der zahlreichen Besucher wertvolle Impulse für sich mitnehmen konnte.

Susanne-Marie Wagner