Jule Werner aus Schwäbisch Hall sammelt neue Erfahrungen auf einem Bauernhof
Eine Schülerin verbringt einen Teil ihrer Ferien auf einem Bauernhof. Das evangelische Bauernwerk in Württemberg hat sie dorthin vermittelt.
Ferien einmal anders: Leben und Arbeiten auf einem Bauernhof. Was für viele Jugendliche undenkbar wäre, reizt andere umso mehr. So auch die 15 Jahre alte Jule Werner aus Schwäbisch Hall. Seit beinahe zwei Wochen ist die Jugendliche schon eine Art „Familienmitglied auf Zeit“ auf dem Hof der Familie Schüttler in Saalbach bei Blaufelden. Vermittelt wurde sie von „Landleben-Live“, einem Projekt des evangelischen Bauernwerks.
Seit vielen Jahren ermöglicht „Landleben-Live“ interessierten Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren, zwei bis acht Wochen auf einem Bauernhof zu leben und aktiv mitzuarbeiten. „Die Jugendlichen lernen dort teils zum ersten Mal, selbstständig zu arbeiten, befinden sich aber trotzdem in einem geschützten Rahmen“, erklärt Veronika Grossenbacher. Sie ist verantwortlich dafür, dass sich die Interessen der Landwirte und Jugendlichen auf einer Wellenlänge befinden.
Über Grossenbacher kam Jule Werner zu den Schüttlers. Für Bianca Schüttler keine neue Erfahrung. „Jule ist bereits die 15. Jugendliche, die wir in den letzten zehn Jahren aufgenommen haben“, erzählt die Landwirtin. Aber auch für die Schwäbisch Hallerin ist es nicht der erste Kontakt mit der Landwirtschaft: „Mein Bruder hat bereits bei Landwirtschaft-Live teilgenommen und hat danach eine Lehre zum Landwirt gemacht“, sagt die Schülerin. Die 15-Jährige habe sich dementsprechend auf dem Hof in Saalbach direkt wohlgefühlt.
„Ich helfe viel im Haushalt, der Küche, im Garten oder auch beim Schweinestall ausmisten“, erzählt sie. Dass sie dafür fast jeden Morgen um 6.30 Uhr aufstehen muss, stört Jule dabei weniger. Die Arbeit mache schließlich Spaß. Besonders das Kochen hat es ihr angetan. „Bianca hat mir den ein oder anderen Kniff gezeigt“, schildert Jule ihre Erfahrungen.
Geschwister auf Zeit
Natürlich kam aber auch die Freizeitgestaltung nicht zu kurz: ob eine Nachtwächterführung in Rothenburg ob der Tauber oder ein Freibadbesuch im nahen Wiesenbach, Langweile kam nie auf. Speziell die achtjährige Mara war begeistert von ihrer „Schwester auf Zeit“, da ihre beiden älteren Geschwister im Ferienlager sind. „So hatte Mara Jule ganz für sich allein“, erklärt ihre Mutter schmunzelnd. Spontane Wasserschlachten zwischen den beiden im Innenhof waren daher durchaus üblich.
Das Zwischenfazit fällt auf beiden Seiten durchweg positiv aus. „Ich finde es wichtig, das Jugendliche sich ein eigenes Bild über die landwirtschaftliche Arbeit machen können“, so Bianca Schüttler. Und auch die Schülerin aus Schwäbisch Hall würde „Landleben-Live“ jedem weiterempfehlen, der „ein wirkliches Interesse daran hat.“ Denn die Erkenntnis, die jeder machen wird, ist, dass es immer Arbeit gibt. „Darauf muss man sich einstellen“, so Schüttler.
Dominik Prüfer, Südwestpresse