Presseberichte

Landleben-live

Annalena Mauch nahm zwei Wochen am „Landleben-​live“ teil und war auf dem Frauenholzhof in Wißgoldingen zu Gast

Über 100 Jugendliche haben 2011 an dem Ferienangebot „Landleben-​live“ des Evangelischen Bauernwerks Waldenburg-​Hohebuch teilgenommen; in diesem Jahr sind es bereits jetzt, im August, über 80 junge Menschen. Auch der Frauenholzhof in Wißgoldingen bietet Einblick in das Landleben.

WALDSTETTEN-​WIßGOLDINGEN (nb). Die Urlaubsbekanntschaften von Annalena Mauch sind in diesem Sommer ganz besondere. Da gibt’s zum Beispiel Horst, der nicht immer tut, was man sagt und da gibt’s Rudi, der ohnehin seinen ganz eigenen Kopf hat. Man hat’s nicht immer leicht mit den Beiden, doch Annalena hat sie ins Herz geschlossen und wird die Zeit mit ihnen und all den anderen wohl nicht so schnell vergessen. Horst ist ein Kälbchen und Rudi ein Hängebauchschwein und es sind nur zwei von unzähligen Tieren, mit denen Annalena in den vergangenen zwei Wochen zu tun hatte. Die 15-​Jährige hat an dem Projekt Landleben-​live teilgenommen und dabei die Möglichkeit gehabt, einen Einblick ins Leben auf dem Bauernhof zu bekommen. Gedacht ist das Ferienangebot des Evangelischen Bauernwerks in Württemberg für Jugendliche, die das Leben in der Landwirtschaft kennenlernen möchten. Seit drei Jahren besteht auch auf dem Frauenholzhof diese Möglichkeit und Annalena ist bereits die dritte Jugendliche, die vom Evangelischen Bauernwerk nach Wißgoldingen vermittelt wurde.
Die 15-​Jährige spricht von einem ungewöhnlichen Ferienangebot und war anfangs etwas skeptisch, ob sie sich richtig entschieden hatte. Doch die letzten Zweifel waren schnell beseitigt und auch wenn die Jugendliche später nicht in der Landwirtschaft arbeiten möchte, spricht sie zurückblickend von einer Erfahrung, die jeder machen sollte; „ich bereue es nicht“.
Ein Ferienjob in einem Büro kam Annalena nicht in den Sinn und die Sommerferien allein damit zu verbringen, stundenlang bummeln zu gehen oder auf der faulen Haut zu liegen, konnte sie sich ebenso wenig vorstellen. Die Arbeit auf dem Frauenholzhof hat die 15-​Jährige innerhalb kürzester Zeit zu schätzen gelernt. Nicht nur ihrer Naturverbundenheit und der großen Tierliebe wegen, sondern auch, weil sie das vertraute Umfeld einmal hinter sich lassen konnte, selbstständig zu arbeiten gelernt hat und andere Leute kennenlernen konnte.
Ernst Schmid betreibt den 80 Hektar großen Hof bereits in der fünften Generation und gibt zusammen mit seiner Frau Dagmar, die auf einem Hof bei Lorch-​Bruck aufgewachsen ist, anderen gerne die Möglichkeit, Einblick ins Landleben zu bekommen. Dabei ist es Dagmar Schmid auch ein Anliegen, dass die Besucher – ob Jung oder Alt – Abschied nehmen von der ausschließlich idyllischen Vorstellung, die so mancher vom Landleben hat. Annalenas Tag begann um kurz nach sieben am Morgen; gearbeitet wurde dann meist bis 20 oder gar 22 Uhr. Zu den Aufgaben gehörte es, die Kälber zu füttern, auszumisten, den Melkstand zu putzen, Kälberboxen zu streuen, sich um das Futter für die 65 Milchkühe zu kümmern, mit aufs Feld hinauszufahren und beim Kinderferienprogramm mitzuhelfen.
Und wenn Ernst Schmid sagt, dass die Jugendlichen auf dem Hof auch etwas für’s Leben lernen, dann meint er damit unter anderem auch, was es heißt, geduldig zu sein. Das lernt man etwa dann, wenn ein Kälbchen partout nicht gefüttert werden möchte und es mehrere Versuche braucht, bis sich diese scheinbar leichte Aufgabe umsetzen lässt.
Auch wenn auf dem Hof der Schmids der technische Fortschritt Einzug gehalten hat und man Maschinen wie den Melkroboter nicht mehr missen möchte, bedeutet ein Leben mit und für die Landwirtschaft vor allem eines: Arbeit. Einen geregelten Tagesablauf gibt es ebenso wenig wie freie Wochenenden.
Doch die Schmids lieben ihre Arbeit und zumindest einer der drei Jugendlichen, die bis jetzt bei „Landleben-​live“ auf dem Frauenholzhof mitgemacht haben, hat sich für einen landwirtschaftlichen Werdegang entschieden. So sehr Annalena Mauch die Arbeit auf dem Hof Freude bereitet hat: an ihrer Entscheidung, einmal als Uhrmacherin zu arbeiten, hat dies nichts geändert. Ihren eigenen kleinen Bauernhof aber wird die Werkrealschülerin immer haben. Bereits jetzt hält sie Schafe und Ziegen daheim. Horst, Rudi und die anderen kennengelernt zu haben, bereut sie aber auf keinen Fall.

Rems-Zeitung