Presseberichte

Stadt-Land-Partnerschaft

Urbane Artenvielfalt

Prof Dr. Roman Lenz von der Fakultät Umwelt Gestaltung Therapie, Nürtingen/Geislingen informiert in seinem Vortrag über Biodiversitäts-Potentiale von Stadtlandschaften. Er betont, dass im Vergleich zu einer intensiv bebauten Ackerlandschaft in den Stadtlandschaften die Artenvielfalt mit 75 % der hier bekannten Pflanzenarten ziemlich beachtlich ist. Aus der Sicht des Professors ist für die Abnahme der Artenvielfalt die moderne Landbewirtschaftung als Ursache zu nennen! Das bedeutet, dass die Städte derzeit mehr Artenvielfalt bieten als eine moderne Ackerlandschaft! Man kann davon ausgehen, dass sich die Situation in den Städten derzeit sogar verbessert. Ursache dafür ist die zunehmende Stadtbegrünung. Das Spektrum der Verbesserungsmöglichkeiten ist in jeder Stadt sehr breit: städtische und gewerbliche Parkanlagen und Freiflächen, Straßenränder und Randstreifen, Dach- und Fassaden-begrünung. Nach Prof. Lenz gibt es zunehmend Städte und auch Gewerbebetriebe die Maßnahmen zu mehr Artenschutz realisieren. Auch die Fakultät Umwelt Gestaltung Therapie in Nürtingen Geislingen trägt mit Projekten zur Förderung der Artenvielfalt im städtischen Bereich dazu bei.

In der regen Diskussion wird deutlich, dass die positive Sicht des Professors auf die urbane Artenvielfalt von vielen Teilnehmern kritisch gesehen wird. So wird z.B. darauf hingewiesen, dass in unserer immer städtischer werdenden Gesellschaft viel kaputt gemacht worden ist, was mit der am Pranger stehenden Landwirtschaft nur wenig zu tun hat. Genannt werden z.B. die massive Zerschneidung des städtischen Umlandes durch Verkehrswege, die fast maßlose Ausweisung von Gewerbe- und Baugebieten und die Vernichtung von alten, gewachsenen noch naturfreundlichen Lebensräumen für die Tiere in der Stadt.

Frau Dr. Christa Müller, Vorstand der gemeinnützigen Stiftung „anstiftung“ in München informiert in Ihrem Vortrag über die Urban-Gardening-Bewegung. Der Begriff Urban-Gardening steht für eine neue zunehmende Garten-Bewegung in den Städten, die es in Großstädten schon seit einigen Jahren gibt. Anhand von vielen Bildern und Bespielen aus verschiedenen Städten versucht sie, das charakteristische und die Vielfalt dieser Bewegung nahe zu bringen. So z.B. der Prinzessinnen Garten und der Gemeinschaftsgarten Rosa Rose in Berlin, die „Essbare Stadt“ in Andernach, die Lucie in Bremen oder der Reifengarten in Stuttgart. Insgesamt gibt es ca. 700 ähnliche Initiativen, verteilt auf viele Städte.

Dabei geht es um einen gemeinschaftlichen sozialen Gartenbau auf kleinstrukturierten Flächen, z.T. in kleinen Hochbeeten, angelegt auf Brachflächen, auf Parkhäusern oder in stillstehenden Industriearealen – inmitten von Städten. Angebaut werden hauptsächlich Gemüse und Kräuter. Es geht den Betreibern dabei um den Zugang zu einem gutem und gesunden Leben: Gärtnern – Gestalten – Genießen, darum, das Verhältnis zur Natur neu zu gestalten, sich in der Gegenwart von Pflanzen lebendig zu fühlen, ebenso um das gemeinschaftliche Arbeiten und Essen. Selbermachen ist der Grundsatz für Menschen unterschiedlicher Herkunft, die zusammen agieren, die Gärten dienen dem interkulturellen Austausch sie sind eine Alternativ-Antwort auf den Alltag der Gegenwart.

Hansjörg Keyl