Presseberichte

Weikersheim

Spazier-Vortrag des BAK Weikersheim:

Wald in der Klimakrise – was können wir tun?

Unser Wald hat Schwierigkeiten, denn Klimawandel mit Stürmen und Hitze, Schädlingen und der Mensch machen ihm das Leben schwer. Aber was können wir tun? Zu dieser Problematik lud der Bezirksarbeitskreis Weikersheim des Evangelischen Bauernwerks gemeinsam mit der Biodiversitätsberatung der LEL Mitte Juli zu einem spannenden und höchst anschaulichen Waldspaziergang bei der Weidenseehütte in Niederstetten-Rinderfeld ein.

Michael Laible ist Trainee beim Forstamt des Main-Tauber-Kreises und verstand es fachkundig und anschaulich die Land- und Forstwirte, Natur- und Waldfreunde mit dem Ist-Zustand unseres Waldes, den Herausforderungen den der Klimawandel mit sich bringt und wie man damit umgehen und reagieren kann, vertraut zu machen.

„Das Klima vor Ort nennt deutliche Zahlen. So ist die Jahresdurchschnitts -temperatur in Niederstetten von 1961 mit 8,4°C und 2020 mit 10,3°C deutlich angestiegen“ führte Laible aus. Auch die Jahresdurchschnittsniederschläge mit 730 mm (1961) und 520 mm (2020) sprechen eine deutliche Sprache. Der junge Forstexperte zog dieses vorläufige Fazit: „Die letzten 3 Jahre waren im Mittel gut zwei °C wärmer als das langjährige Mittel bzw.2,5°C wärmer als in der vorindustriellen Zeit. Im Jahresdurchschnitt fehlten 80 mm Niederschlag. Dies wäre für den Wald grundsätzlich noch verkraftbar, aber der Jahresniederschlag fällt nicht mehr so gleichmäßig, wie früher und der Niederschlag fehlt besonders in der Vegetationsperiode. Im Forst sind vor allem die trockenen Frühjahre/Frühsommer ein Problem, denn die Kulturen wachsen nicht an und die Massenvermehrung der Schädlinge kann mit einem exponentiellen Wachstum früh einsetzen.

Laible zeigte die Reaktion der Bäume/Vegetation auf die Veränderungen im Wetter (Klima) auf.  So verschiebt sich das natürliche Vorkommen der (Baum-)Arten in höhere Lagen, da dort nun eher das Klima vorherrscht, auf welches sie angepasst sind.

Schäden im Wald: An erster Stelle ist es die Trockenheit / Dürre, denn die Bäume verdörren, die Bäume sind geschwächt und damit ein leichtes Ziel für Insekten und Pilze. Mehr und stärkere Stürme werfen Bäume und es besteht eine erhöhte Waldbrandgefahr durch die Trockenheit. Grundsätzlich sind alle Bäume durch Wassermangel dieser Stresssituation ausgesetzt. Jedoch können Bäume unterschiedlich gut reagieren. Künftig werden deshalb häufig andere Baumarten die vor Ort konkurrenzstärksten sein als bislang. Dies führt in der Übergangsphase zu drastischen Veränderungen im Waldbild.

Monokulturen versus Mischwälder: Unsere heutigen Wälder wurden zumeist vor 70 bis 150 Jahren begründet. Im Fokus war damals der Bedarf an Bauholz. Damals waren Monokulturen aus Kiefer/Fichte/(Douglasie) richtig, die heutigen Probleme nicht absehbar. Die Buche ist (noch) unsere konkurrenzstärkste Baumart auf den allermeisten Waldstandorten. Die Buchenschäden der letzten Jahre zeigen nun, dass auch Laubholz-Monokulturen nicht erstrebenswert sind. Das Ziel ist daher heute: Mischwälder mit mindestens zwei besser drei Baumarten je Fläche. Schädlinge können sich nicht so stark vermehren, da diese meist auf eine Baumart festgelegt sind. Eine Mischung erhöht die Stabilität. Es lassen sich jedoch aufgrund der unterschiedlichen Konkurrenzkraft nicht alle Baumarten beliebig mischen.

Wie können wir die bestehenden Wälder fit für den Klimawandel bekommen?

Es gibt kein Allheilmittel, aber eine Vielzahl von kleinen Maßnahmen. In Nadelholzreinbeständen Mischbaumarten konsequent fördern. Die Bestände generell hin zu Mischbeständen entwickeln – d.h. auch einmal das ökonomisch wertvollere Individuum zugunsten des ökologisch wertvollen entnehmen. Kulturen nur noch standortsangepasst, gemischt und in der richtigen Genetik/Herkunft begründen. Buchendominierte Bestände in einigen Bereichen dichthalten und in anderen schnell räumen – so können ich Mischbaumarten zur Buche besser durchsetzen. Baumartenzusammensetzung in jungen Jahren aktiv aussteuern. Jüngere Bestände frühzeitig durchforsten und so stabilisieren und die Endbestandsbäume reduzieren. So wird der einzelne Baum breiter und weniger hoch und ist damit stabiler, hat ein größeres Wurzelwerk, es ist mehr Wasser erreichbar und muss das Wasser nicht mehr so hoch transportiert werden. Bäume erreichen schneller sägefähige Dimension – das Risiko einer Schädigung im Laufe der „Produktionszeit“ wird also geringer. Jedoch wird die astfreie Schaftlänge, der wertvollste Teil, kürzer werden. Ältere Bestände nur noch vorsichtig öffnen/durchforsten um das Waldinnenklima zu erhalten. Natürliche Chancen nutzen. Grundsätzlich gilt: „den Förster fragen hilft Fehler zu vermeiden“.

Dieser kompakte Ritt durch das Waldgeschehen löste intensive Gespräche aus. Erfreulicherweise ist der Forstexperte Laible bereit, im kommenden Winter, dann im Saal, weiter auf die vielen bestehenden Fragen der Mitglieder des Evangelischen Bauernwerks einzugehen.

Angesichts der Fülle des Waldspaziergangs stellte Isabelle Heinisch knapp die Biodiversitätsberatung des Landes vor. Bauernpfarrer Matthias Haas schloss mit Luthers Abendsegen und Angela und Martin Müller bedankten sich zusammen mit Melanie Burkhardt bei den interessierten Gästen und den engagierten Referenten.

Fotos und Text Tillmann Zeller