Veranstaltungsbericht – BAK Waiblingen
Familie, Arbeit, Verpflichtungen, Termine und… Wie gut stehe ich das durch?
Die heutige Zeit ist sehr schnelllebig. Der Alltag, ja das ganze Leben, ist durchgetaktet. Wie kann ich diesem alltäglichen Druck standhalten?
Dazu hatte der Bezirksarbeitskreis Waiblingen des Evangelischen Bauernwerks gemeinsam mit der Evangelischen Erwachsenenbildung im Rems-Murr-Kreis Mitte Februar eingeladen. Referentin Ulrike Imm-Bazlen, selbstständige Beraterin und Therapeutin, lockte rund 40 Interessierte nach Hegnach.
Resilienz, die innere Widerstandsfähigkeit, beschreibt „die Fähigkeit aus Leid Positives zu entwickeln und so als Mensch zu wachsen“ (Weitsprungstar Malaika Mihambo). Dabei kann das Leid mit einer Krise gleichgesetzt werden, also mit Herausforderungen, die ich mir nicht bewusst ausgesucht habe, wie z.B. Krankheit, gesetzliche Vorgaben, klimatische Bedingungen. Imm-Bazlen ist sich sicher, dass jeder die Fähigkeit, einer Krise etwas Positives abzugewinnen, entwickeln kann. Ein Mensch entscheidet sein Verhalten lediglich zu 5% bewusst, 95% geschehen unbewusst. Denn alles, was gelernt wurde, merkt sich das Gehirn und kann es jederzeit unbewusst abrufen, z.B. das Gehen. Allerdings ruft es auch verinnerlichte Sätze, wie z.B: „du bist ja nur ein Mädchen“, unbewusst ab. Die Therapeutin rät, sich immer wieder die Frage zu stellen, wer gerade Regie führt und wer mein Leben bestimmt. Imm-Bazlen hat ein Modell entwickelt, in dem sie zwischen dem wahren Selbst und dem vermeintlich wahren Selbst unterscheidet. Als das wahre Selbst sieht sie die Seele, die Würde. Gott gibt mit dem Leben die Seele in den Menschen. Gott überlegt sich, wen er macht. Dadurch ist jeder Mensch geliebt und würdig. Der anderen Seite, dem vermeintlich wahren Selbst, ordnet Imm-Bazlen die Erfahrungen des Gehirns zu. Sowohl Freude als auch Scham, Stress und das Gefühl der Wertlosigkeit sind hier angesiedelt. Die Hauptaufgabe des Gehirns ist das Überleben, es reagiert automatisch so, wie es Sinn macht. Die Seele dagegen strebt nach Lebensqualität. In gefährlichen oder stressigen Situation reagiert immer das vermeintlich wahre Selbst. Aus dem Modell, über das Imm-Bazeln aktuell ein Buch schreibt, leitet die Therapeutin ab, dass je mehr der Mensch aus dem wahren Selbst lebt, desto kraftvoller, resilienter und belastbarer lebt er. Sie vergleicht den Menschen mit einem Baum, der Stürme braucht, um stark zu werden. Die Resilienz ist die seelische Stärke. Es gilt bewusste Entscheidungen aus dem wahren Selbst heraus zu treffen und die Opferhaltung des vermeintlich wahren Selbsts bewusst abzulegen. Denn der Mensch muss sich nicht rechtfertigen oder kämpfen – er weiß, dass er wertvoll ist. Durch Entschleunigung, Stressabbau, gesunde Ernährung und Schlaf sowie durch Vergebung und Dankbarkeit kann die Resilienz gefördert werden. Es gilt das Geschenk Gottes, die Würde, anzunehmen und auf die Seele zu hören.
Hohebuch, 12.02.20
Melanie Burkhardt