Presseberichte

Vaihingen / Mühlacker

Meine Zukunft im Weinbau mit Können, Mut und Gottvertrauen – Jungwinzer erzählen

Positiver Blick in die Zukunft des Weinbaus

Fachkundige Referenten bei Veranstaltung des evangelischen Bauernwerks

Ensingen. Es herrsche wohl „großes Interesse an der Situation im Weinbau“, mutmaßte Dr. Rainer Bausch am vergangenen Dienstagabend im evangelischen Gemeindehaus in Ensingen bei der Begrüßung der über 100 anwesenden Gäste. Grund für den großen Zulauf war die Veranstaltung unter dem Titel „Meine Zukunft im Weinbau – mit Können, Mut und Gottvertrauen“, zu der das Evangelische Bauernwerk im Voraus kräftig eingeladen hatte.
Angekündigt waren neben der ehemaligen württembergischen Weinkönigin und deutschen Weinprinzessin Mara Walz aus Ensingen auch Josua Baumgärtner, Junior-Chef im Hohenhaslacher Panorama-Weinguts, sowie Sascha Reich, Weinbautechniker aus Schützingen. Letzterer war leider erkrankt, sodass die Besucher des Abends mit den beiden verbliebenen Referenten Vorlieb nehmen mussten, wie Moderator Bausch noch erwähnte, bevor er vier kurze Ausschnitte aus dem Film „Der Wein und der Wind“ anmoderierte. „Wie finden Sie sich in den Filmausschnitten wieder, und welche Forderungen aus Politik und Gesellschaft machen Ihnen im Alltag das Leben schwer?“, war die darauffolgende Frage des promovierten Agrarwissenschaftlers an die beiden Jungwinzer.
Dabei erzählte zunächst Mara Walz vom Alltag auf dem zehn Hektar umfassenden Ensinger Familien-Weingut sowie der derzeitigen Situation dort, während die Gäste den von ihr mitgebrachten Weißwein-Cuvée „Ensinger Sommer“ verkosten durften. Auf den Anstoß von Walz hin charakterisierte Bausch das Problem der Steillagenweinbaus – „für den vierfachen Aufwand, der hier betrieben werden muss, kann nicht der vierfache Preis verlangt werden“.
Im Folgenden hangelte sich Nachwuchswinzer Josua Baumgärtner in seiner Ansprache am Titel des Abends entlang – so sei aufgrund vielfältiger und guter Ausbildungsmöglichkeiten das Können im Weinbau mittlerweile auf relativ hohem Niveau angelangt, aber an Nachwuchs fehle es. So hatte sein zwölf Hektar großer elterlicher Betrieb für 2019 zum ersten Mal seit 20 Jahren keine Bewerbung auf eine ausgeschriebene Ausbildungsstelle bekommen. Zum „Mut“ nannte Baumgärtner Risiken und Gefahren für den hiesigen Weinbau, wie zum Beispiel das immer noch schwelende Volksbegehren zur Bienenrettung, das allgemeine Misstrauen der Bevölkerung der Landwirtschaft gegenüber, die Risiken Klimawandels für den Weinbau, beispielsweise durch Spätfröste und das Ausbleiben von Regen, obgleich es hier auch Vorteile gebe. Zum „Gottvertrauen“ meinte Baumgärtner, dass es ihn jährlich aufs Neue fasziniere, wie in fünf Monaten ein neuer Jahrgang heranwächst. „Da muss Gott als Schöpfer dahinterstehen“, so Baumgärtner, bevor er seinen mitgebrachten Rotwein-Cuvée vorstellte, und betonte, „aus dem, was wir bekommen, müssen wir das Beste machen“.
Fragen der interessierten Gäste folgten zu den Themen der Auswirkungen des Klimawandels im Weinbau, dem Berufsnachwuchs in der grünen Branche, Einkommensaussichten in der Zukunft, ökologischem Weinbau, der Steillagenthematik sowie zu den pilzwiderstandsfähigen Sorten, auch Piwi-Sorten genannt. Für die Gäste in jedem Fall ein lehrreicher Abend.

Philipp Pfisterer

Vortragsabend Rund um den Wein