Presseberichte

Neuenstadt

Veranstaltungsbericht – BAK Neuenstadt

Landwirtschaft im Klimawandel

Rund 60 Besucher, die meisten Landwirte/innen, folgten der Einladung des Bezirksarbeitskreises Neuenstadt zum Thema „Landwirtschaft im Klimawandel“. Der Arbeitskreis des Evang. Bauernwerks hatte Mitte Februar zum Vortragsabend mit Prof. Dr. Maria Müller-Lindenlauf nach Neuenstadt eingeladen. Müller-Lindenlauf ist Professorin für Agrarökologie an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen. Sie zeigt in ihrem Vortrag auf, wie sich das Klima in den letzten Jahrzehnten bereits verändert hat und welche Veränderungen in der Zukunft zu erwarten sind. Es wird prognostiziert, dass sich die globale Jahresmitteltemperatur in den nächsten 100 Jahren um 3,3°C erhöhen wird. Heilbronn wäre dann vergleichbar mit dem heutigen Mailand. Klimawandel bedeutet, dass es wärmer wird und mehr Extremwetter auftreten werden. Das bedeutet für die Landwirtschaft, mehr in Schutzmaßnahmen, wie Hagelnetze oder Bewässerung, zu investieren. Aber wer soll die Kosten tragen?

Müller-Lindenlauf erklärt „2018 zeigt, wo die Reise hingeht“. Größte Herausforderungen werden die unvorhersehbaren Extremwetterereignisse und längere Dürreperioden sein. Die Sommer werden trockener und die Winter nasser. Mehr heiße Tage bedeuten Stress für die Pflanzen. Die Photosynthese kann nicht mehr ablaufen. Weniger Frost heißt mehr Schädlinge kommen durch den Winter und die Befahrbarkeit der Flächen wird eingeschränkt.

Global gesehen gibt es zunächst mehr Regionen, die vom Klimawandel profitieren. Auch im Kreis Heilbronn ist bei Sonderkulturen mehr Ertrag zu erwarten. Allerdings werden Landwirte im Sudan oder in Bangladesch mehr als 50% Ertragsverluste haben.

Um mit den sich verändernden Bedingungen wirtschaften zu können, unterstreicht Müller-Lindenlauf die Wichtigkeit der Sortenwahl. Ebenso spielt die Bodenqualität eine sehr wichtige Rolle. Als Vorsorgemaßnahme empfiehlt sie Diversifizierung, also den Anbau von verschiedenen Kulturen. Weitere Vorsorge-to-do‘s sind die Rücklagenbildung, sowohl in Futter als auch in Kapital, sowie das Aushandeln mit Handelspartnern, wer das Ausfall-Risiko trägt. Durch genaue Beobachtung der Natur unter Berücksichtigung der aktuellen Beratungshinweise und den Austausch mit Kollegen können auch während der Klimaveränderung gute Erträge erwirtschaftet werden.

In der anschließenden Diskussion kamen auch die Möglichkeiten der Landwirtschaft klimaschonender zu wirtschaften zur Sprache. Allerdings setzt das entsprechende politische Rahmenbedingungen voraus.

Melanie Läplpe