Presseberichte

Crailsheim

Köstlich und Kostbar. Vom Umgang mit Lebensmitteln.

Weltweit werden jährlich 1,3 Mrd. Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Das ist ein Drittel der Lebensmittelproduktion. Wie gehen wir mit unseren Lebensmitteln um? Wie wertvoll finden wir unser Essen? Auf einen bewussten Umgang mit Lebensmitteln wollen der Bezirksarbeitskreis Crailsheim des Evang. Bauernwerks, die LandFrauen im Kreisverband Crailsheim und die Kreislandjugend Crailsheim aufmerksam machen. Die Veranstaltung in bewährter Kooperation fand am 6.3. nach Crailsheim-Westgartshausen statt. Hauptreferentin Heike Silber von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg lockte rund 40 Besucher.

Nach der Begrüßung von Bezirksbauernpfarrer Tobias Dürr, der den Lebensmittelwert mit der dahintersteckenden Arbeit, den genutzten Ressourcen und der Schöpfungsgabe Gottes beschreibt, führt die Kreislandjugend mit einem Anspiel ins Thema ein. Selbst erzeugte Lebensmittel versus Discounter-Waren. „Kein Geld für’s Essen ausgeben wollen, aber auf dem teuren Weber-Grill grillen“, bringen die Jugendlichen die Problematik auf den Punkt.

Die LandFrauen sind bereits im Bereich Ernährungsbildung aktiv und bringen Schulkindern im „Kids Kochstudio“ regionales und saisonales Kochen bei. Das von der Sparkassenstiftung unterstütze Projekt stellt Kreisvorsitzende Gerti Häußermann mit überzeugenden Bildern vor und leitet so zur Hauptreferentin über.

Heike Silber ist Fachberaterin für Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Zu Beginn ihres Vortrags stellt sie klar, dass es viele unterschiedliche Zahlen und Statistiken zur Lebensmittelverschwendung gibt, da es einerseits keine einheitliche Definition von „Lebensmittelabfall“ gibt und andererseits die Daten auf einer mangelnden Zahlen-Auskunft aus dem Handel basieren. Sie unterteilt Lebensmittelabfälle in vermeidbar, nicht vermeidbar (z.B. Knochen, Bananenschale) und teilweise vermeidbar (z.B. Kartoffelschale, Apfelschale, Kantinenabfälle). Vor allem in Bezug auf die teilweise vermeidbaren Lebensmittelabfälle „müssen wir uns alle zuerst an der eigenen Nase fassen“, so Silber. Der größte Anteil der weggeworfenen Lebensmittel – und das ist in allen Studien deutlich – entsteht beim Endverbraucher. Hauptsächlich Obst, Gemüse und Backwaren. Silber betont, dass wenn wir bewusster mit den Lebensmitteln umgingen, müssten wir nicht mehr Menge produzieren, um die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren. Nachdenkliches Nicken im Publikum folgt. Weiter erklärt sie, dass die Qualitätsansprüche unserer Luxusgesellschaft von Handel und Verbraucher gleichermaßen gefordert werden. Wenn keine krummen Gurken gekauft werden, kommen sie auch nicht mehr in den Verkauf, denn der Markt bedingt sich gegenseitig.

Für den Privathaushalt empfiehlt die Verbraucherzentrale bewusst einzukaufen, richtig zu lagern, Reste zu verwerten, außer Haus maßvoll zu bestellen und zu akzeptieren, dass Ware ausverkauft ist. Damit wird die Erwartungshaltung, um 20 Uhr noch ein frisches Vollsortiment im Laden vorzufinden, angesprochen. Außerdem rät Silber, ins Gespräch zu gehen und Lebensmittelverschwendung in seinem Umfeld zu thematisieren. Wo fallen vermeidbare Abfälle an? Wo wird Unterstützung benötigt? Wie kann ich agieren?

Melanie Läpple