Presseberichte

Crailsheim

Kann man Generationenkonflikten vorbeugen?

Stehen sich die Erfahrung der älteren Generation und die Vision der jungen Generation im Weg? Was ist die Garantie für ein funktionierendes Hand-in-Hand-Arbeiten mehrerer Generationen?

Gemeinsam mit der Kreislandjugend Crailsheim und den Landfrauen im Kreisverband Crailsheim lud der Bezirksarbeitskreis Crailsheim des Evangelischen Bauernwerks in Württemberg e.V. Anfang März zur generationenübergreifenden Veranstaltung „Alt und Jung im Miteinander – das Leben der Generationen im Wandel“ mit Dr. Clemens Dirscherl ins Oberlinhaus nach Tiefenbach ein.

Dass ein Miteinander immer von zwei Seiten angestrebt werden müsse, betont Bezirksbauernpfarrer Knöppler, der gemeinsam mit Bildungsreferentin Melanie Läpple den Arbeitskreis leitet, in seiner Einführung. Konfliktpotential entsteht, sobald unterschiedliche Überzeugungen aufeinander treffen. Während Jung fortschrittlich und flexibel handelt, beruht das Tun von Alt auf langjährigen Erfahrungen. Nicht nur große Investitionen, sondern auch das Aufbrechen von Traditionen schafft Meinungsverschiedenheiten. Rotraud Mack, Kreisvorsitzende der Landfrauen, weiß aus eigener Erfahrung, dass nur durch eine funktionierende Kommunikation gegenseitiges Vertrauen und Wertschätzen erreicht werden kann. Die Kreislandjugend dagegen zeigt in einem Sketsch, dass Eltern oft ihre eigenen Interessen in ihre Kinder projizieren und Auseinandersetzungen dann unumgänglich sind.

Den Wandel der Generationen beschreibt Dirscherl als Mit-, Gegen- und Nebeneinander. Solange die Kinder klein sind, passen sie sich ihren Eltern an und finden alles gut, was die Großen machen. In der Pubertät dagegen wenden sie sich bewusst ab. Wenn dieses Gegeneinander nicht (von beiden Seiten) überwunden wird, fällt es im Erwachsenenalter schwer ein Miteinander zu finden. „Man muss sich nicht immer lieben, aber respektieren“ rät Dirscherl. Vor allem auf landwirtschaftlichen Familienbetrieben wird individuelles Entscheiden oft nicht gut geheißen. Das emanzipatorischer Denken sei in der Landwirtschaft erst spät oder teils noch gar nicht entwickelt worden. Dirscherl spricht von einem Hof-zentrierten-Denken.

Im familiären solidarischen Netzwerk entstehen Konflikte, wenn der Stolz der Alten und der Stolz der Jugend aufeinandertreffen. Das Erfahrungswissen, das Sicherheit verspricht, steht der Experimentierfreude gegenüber. Nur durch die Überwindung des eigenen Stolzes kann die andere Perspektive wahrgenommen werden. Die andere Meinung muss nur verstanden, nicht geteilt werden. Dirscherl ermutigt die rund 80 Gäste aller Altersstufen zu einer positiven und wertschätzenden Einstellung, zu der auch ehrliche Entschuldigungen gehören. Das Zauberwort heiße Empathie, die Bereitschaft und Fähigkeit sich in andere hineinzuversetzen. Wir sind alle individuell, denn „Gott will die Vielfalt“.

Melanie Läpple