Presseberichte

Biberach

Bauernwohl im Konflikt mit Tierwohl?

Im Mittelpunkt bei dem Familiennachmittag, zu dem das Evangelische Bauernwerk Biberach am Sonntag nach Wain eingeladen hatte, stand das hochaktuelle Thema „Ferkelkastration“ – mit einem Vortrag unter dem Titel „Tierwohl, Bauernwohl, Allgemeinwohl“. Der Fachtierarzt Andreas Palzer referierte über Konflikte und Lösungsansätze.

Die Veranstaltung mit knapp 40 Besuchern stand unter der Leitung von Bezirksbauernpfarrer Ernst Eyrich aus Wain und der Bildungsreferentin Renate Wittlinger, Prälatur Ulm. Bernhard Schlegel thematisierte als Vertreter des Bauernwerks das Schlagwort Bauernwohl und stellte es in Bezug zum Tierwohl. „Landwirtschaft ist kein Streichelzoo“, stellte Schlegel klar. Der Gastredner Andreas Palzer, der als Fachtierarzt für Schweine auch Gesellschafter einer Großtierpraxis in Scheidegg ist, begann seinen Vortrag mit den Worten: „Wir reden jetzt über das Tierwohl und nicht über das Bauernwohl.“

In seinem detailreichen Vortrag erläuterte er die Schweinezucht und die Verwertung der Tiere, wobei er zur Ferkelkastration hinführte. Die steigenden Anforderungen dabei führten zu einem erhöhten Aufwand für die Schweinemäster, die dafür aber nicht angemessen entschädigt würden. Palzer erläuterte ausführlich die Ferkelkastration und demonstrierte die Abläufe anhand einiger Filme. Dabei führte er die negativen und positiven Aspekte des Verfahrens an, wobei deutlich erkennbar wurde, dass die gängige Praxis in der letzten Zeit problematisiert worden ist. Kritik kommt unter anderem von Tierschützern, die auch gegen die Lokalanästhesie seien.

Kosten ausschlaggebend

Dabei stellte er Abläufe und Wirkung der verschiedenen Anästhesie-Arten vor. Die dabei entstehenden Kosten seien oft ausschlaggebend für die Wahl. Und das gesetzlich festgelegte Verbot der betäubungslosen Kastration ab 2019 wurde jetzt nochmal um zwei Jahre verschoben. Bisher gebe es kein kostengünstiges Verfahren, das für alle Betriebe gleichermaßen geeignet wäre. Es werde schwierig sein, alle beteiligten Gruppierungen – Tierhalter, Tierärzte, Tierschützer, Politiker, Fleischwirtschaft – gleichermaßen zufriedenzustellen.

Bei einem Ausblick auf mögliche Konsequenzen – „Was ist zu tun?“ – erklärte Palzer, Landwirte und Vermarkter müssten Druck auf die Schlachtbranche und den Lebensmittelhandel ausüben, auch Eber und geimpfte Tiere abzunehmen. Es gelte, Unterstützung durch Politik einfordern. Es sei auch wichtig, Druck hinsichtlich finanzieller Unterstützung von Seiten der Politik auszuüben. „Nicht weiter abwarten, es wird keinen weiteren Aufschub geben!“