Veranstaltungsbericht – BAKs Besigheim/Brackenheim
Wie viel Naturschutz steckt in Landwirtschaft?
Mitte Februar trafen rund 200 Landwirte und Naturschützer in Brackenheim zusammen. Unter dem Titel „Insektensterben – Wie viel Naturschutz steckt in Landwirtschaft?“ luden der Bezirksarbeitskreis Besigheim/Brackenheim des Evangelischen Bauernwerks und der Naturschutzbund im Kreisverband Heilbronn gemeinsam zum Austausch ein.
Landwirtschaft und Naturschutz werden oft als Gegensätze dargestellt. Die Debatte wurde durch das Volksbegehren noch stärker angeheizt. Es scheint, als müsse man sich zwischen Naturschutz und Landwirtschaft entscheiden. Aber wie sind wirtschaftliche Landnutzung und Naturschutz vereinbar? Mit dem Eckpunktepapier der Landesregierung wurde ein Kompromiss gefunden.
Ein guter Kompromiss, sagt Prof. Dr. Ralf T. Vögele von der Universität Hohenheim. In seinem Eingangsreferat in Brackenheim betonte er die Wichtigkeit des Austauschs: Miteinander im Gespräch bleiben und gemeinsam entwickeln. An welchen Möglichkeiten einer naturverträglichen und zugleich praktikablen und rentablen Landwirtschaft die Wissenschaft aktuell forscht, erläuterte Vögele. Der Hohenheimer Professor ist Experte für Pflanzenschutz und berichtete vom Forschungsprojekt „Landwirtschaft 4.0 ohne chemisch-synthetischen Pflanzenschutz“, nachdem er kritisiert hat, dass die Pflanzenschutzforschung über Jahre vernachlässigt wurde. Er machte deutlich, dass der Anbau von Sonderkulturen ohne chemisch-synthetischen Pflanzenschutz nicht möglich ist. Geforscht wird nun daran, dass autonome Drohnen als Erkundungssysteme eingesetzt werden. Sie fliegen vorab den Bestand ab und melden, an welchen Stellen kranke Pflanzen stehen. So können Pflanzenschutzmittel gezielt und bedarfsgenau eingesetzt werden. Das Projekt verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz und umfasst 16 Teilprojekte, die vom Boden bis zur Vermarktung alles mit in den Blick nehmen. Im Labor funktioniere das System schon, nun gelte es dieses auf den Acker zu bringen, so Vögele, der positiv gestimmt auf die Zukunft der Landwirtschaft schaut.
Das Thema diskutierten anschließend NABU-Vertreter Adolf Monninger, Obstbauer Frank Braun und Imker Werner Beck auf dem Podium weiter. Die Einschätzungen aus der Praxis zum Rückgang der Artenvielfalt und zum Miteinander von Naturschutz und Landwirtschaft, stellten die gesamtgesellschaftliche Verantwortung deutlich heraus. Es kann nicht Aufgabe einer Branche sein, für das Versäumnis aller (Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Bevölkerung) aufkommen zu müssen. Landwirte seien gerne bereit weniger chemisch-synthetischen Pflanzenschutz zu betreiben, solange die Entlohnung stimmt. Auch in der offenen Diskussion mit dem Publikum wurde unverkennbar, dass Naturschutz und Landwirtschaft zusammengehören und als Ganzes betrachtet werden müssen.
Melanie Burkhardt
Hohebuch, 13.02.2020
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