Presseberichte

Arbeitskreis Internationale Landwirtschaft

EU-Mercosur-Freihandelsabkommen auf der Zielgerade – Noch ist nichts entschieden!

Die EU-Kommission hat das Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten im Dezember letzten Jahres unterzeichnet. Doch entgegen mancher Annahmen ist das Abkommen damit noch nicht endgültig beschlossen. Vor diesem Hintergrund hat sich der Arbeitskreis Internationale Landwirtschaft (AKIL) des Evangelischen Bauernwerks in Württemberg e.V. erneut mit den möglichen Auswirkungen auf die Landwirtschaft innerhalb der geplanten Freihandelszone beschäftigt. Der Europa-Abgeordnete Martin Häusling, MdEP und der Agrarprofessor  Prof. Dr. Antônio Andrioli aus Brasilien zeigten in der Veranstaltung die möglichen Auswirkungen des Abkommens auf die Landwirtschaft in der EU und Lateinamerika auf.

Während das Abkommen für die europäische Industrie neue Exportchancen eröffnet, könnte es für landwirtschaftliche Betriebe in Europa und den Mercosur-Staaten erhebliche Herausforderungen mit sich bringen. Die präsentierten Zahlen zeigten, dass insbesondere im Bereich Rindfleisch, Geflügel, Zucker und Ethanol der Wettbewerbsdruck auf europäische Betriebe verstärkt werden könnte. Der Export von europäischen Milcherzeugnissen wiederum wird voraussichtlich vor allem den kleinbäuerlichen Betrieben in den Mercosur-Staaten schaden. Zusätzlich wurden Umwelt- und Verbraucherschutzaspekte diskutiert, darunter die fortschreitende Abholzung des Regenwaldes für Weideflächen sowie der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in den Mercosur-Staaten, die in der EU nicht zugelassen sind.

Ein wichtiger Punkt, der während der Veranstaltung von Martin Häusling MdEP betont wurde, ist die Notwendigkeit einer konsistenten Haltung zu Freihandelsabkommen. So wurde daraufhingewiesen, dass wir kein Freihandelsabkommen unterstützen können, die Landwirt*innen in anderen Ländern schadet – nur weil wir davon profitieren könnten. Dies verdeutlicht die Herausforderung, Handelspolitik mit sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Interessen in Einklang zu bringen.

Ein zentrales Ergebnis der Veranstaltung: Die Unterzeichnung durch die EU-Kommission bedeutet noch keine endgültige Ratifizierung. Das Abkommen muss noch von den Mercosur-Staaten, den EU-Mitgliedsstaaten sowie dem Europäischen Parlament geprüft und verabschiedet werden. „Wir können noch handeln“ betonte Prof. Dr. Antônio Andrioli.

Die Diskussion um das EU-Mercosur-Abkommen ist damit weiterhin in vollem Gange. Der Arbeitskreis internationale Landwirtschaft in Hohebuch beschäftigt sich weiter mit diesen und anderen internationalen agrarpolitischen Themen. Interessierte sind stets willkommen (Kontakt: b.magenau@hohebuch.de).