Presseberichte

Landwirtschaft

Pfarrer im Schweinestall

Diese Woche trafen sich Pfarrerinnen und Pfarrer aus der gesamten Landeskirche in Hohebuch zur Bezirksbauernpfarrertagung. Die zweitägige Tagung steht unter dem Titel „kirchliche Jugendarbeit und Landwirtschaft“. Die theologische Einführung durch Oberkirchenrat Dr. Zeeb zum Erntedank-Predigttext ist der Auftakt zur Tagung. Die Bezirksbauernpfarrerinnen und –pfarrer verantworten gemeinsam mit den Prälaturreferentinnen des Evang. Bauernwerks die kirchliche Bauernarbeit in allen Kirchenbezirken der Württembergischen Landeskirche. Der Erfahrungsaustausch aus den Bezirksarbeitskreisen vor Ort ist wesentlicher Bestandteil der Tagung.

Herr Ziener vom pädagogisch-theologischen Zentrum zeigt in seinem Referat auf, an welchen Stellen im Bildungsplan landwirtschaftliche Themen verortet sind. Seine Feststellung: Landwirtschaft steht im Bildungsplan der Fächer Biologie, Geografie und Geschichte, aber nicht in Religion. Zwar stehe Landwirtschaft nicht explizit als Thema benannt, aber es verberge sich hinter etlichen anderen Thematiken, z. B. hinter der Bewahrung der Schöpfung, Erntedank und Nachhaltigkeit sowie in mehreren Psalmen. Ziener erläutert Möglichkeiten, wie diese in Religions- und Konfirmandenunterricht eingesetzt werden können. Auf die Frage, warum wir Landwirtschaft als Thema evangelischer Bildung brauchen, nennt der Theologe drei Gründe: 1. Empathie mit den Menschen, die unsere Lebensgrundlage erarbeiten, 2. Empathie für die Schöpfung und 3. die Überwindung von Entfremdung zwischen der nachwachsenden Generation und der Natur und den Produktionsbedingungen. Alle drei Aspekte bauen auf Beziehung und Begegnung unter den Menschen.

Während der Tagung wurden verschiedene konkrete Projekte vorgestellt, die Kindern und Jugendlichen Erfahrungen in der Landwirtschaft verschaffen. Das vom Land geförderte Projekt „Lernort Bauernhof“ qualifiziert Landwirtinnen und Landwirte in ganz Baden-Württemberg. Schulklassen können diese Höfe dann in Tagesaktionen besuchen, um Einblicke in die landwirtschaftliche Produktion zu erhalten und sich zum Beispiel im Buttern zu versuchen. Im Evangelischen Bauernwerk ist das Angebot „Landleben-live“ schon seit rund 20 Jahren verankert. Hier können Jugendliche und junge Erwachsene in einem mehrwöchigen Praktikum das Hofleben hautnah kennenlernen und bei der täglichen Arbeit mitanpacken oder es zur beruflichen Orientierung nutzen. Für Schulklassen gibt es in Hohebuch die Möglichkeit ein thematisches Schullandheimprogramm zu wählen, z.B. „Natur und Landwirtschaft“, in dem Naturwahrnehmung gefördert und Einblicke in die Landwirtschaft geschaffen werden. Auf dem Hof von Kerstin Gronbach, der „kleinen Schweineschule“, erlebten die Pfarrerinnen und Pfarrer hautnah, auch als sie selbst im Schweinestall Ferkel auf dem Arm hielten, wie die Kinder dort zum Nachdenken angeregt werden. Kerstin Gronbach geht es um das Tun und das Verstehen durch die eigene Hand, denn „diese Erfahrung nimmt den Kindern keiner mehr“.

Die zweitägige Tagung der Bezirksbauernpfarrerinnen und –pfarrer findet einmal im Jahr in Hohebuch statt. Zum Amt des Bezirksbauernpfarrers gehört die seelisch-theologische Begleitung der Landwirte im jeweiligen Bezirk. Gemeinsam mit den Prälaturreferentinnen und Ehrenamtlichen bearbeiten sie Themen, welche oft in öffentlichen Veranstaltungen vertieft betrachtet werden.

Hohebuch, 24.09.2019, Melanie Burkhardt