Presseberichte

Blaufelden

Das Wetter wird immer extremer

Vortragsabend des Evang. Bauernwerks in Blaufelden

„Klimawandel – Anpassungsstrategien und pflanzenbauliche Maßnahmen“ lautete der Vortragsabend im Evang. Gemeindehaus in Blaufelden. Rund 50 Landwirte und Bäuerinnen sind der Einladung des Evang. Bauernwerks und des Maschinenrings nach Blaufelden gefolgt. Der Referent Dr. Holger Flaig vom landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg startete mit einem Rückblick und stellte fest: “Die Wetterextreme nehmen zu.“ Sowohl die warmen Jahre als auch Sturzfluten haben in den letzten Jahrzehnten zugenommen. Sogar vorsichtige Klimaszenarien zeigten, dass die Entwicklung so weiter voranschreite. Wenn die warmen Sommer weiter zunehmen werden, könnte man ja zu der Überlegung gelangen, ob wir künftig vielleicht Zitronen anbauen. Hier weist Dr. Flaig jedoch darauf hin, das „trotz Erwärmung es künftig Frostwinter und Späfröste geben wird. Wir werden keine italienischen Verhältnisse bekommen.“ Landwirte müssen weiter mit Frostschäden rechnen. Die Zunahme von Starkregen führe künftig zu mehr Überschwemmungen und Bodenerosion. Die Klimawandel bedingte höhere CO 2 Konzentration führe zu mehr Photosynthese und folglich mehr Ertrag, aber auch zu Qualitätsverlusten, auf Grund geringerer Stickstoff und Proteingehalte in den Körnern, v.a. bei Brotgetreide. Der Anstieg der Temperaturen führe bei Mais, Hirse und Soja eher zu Ertragssteigerungen. Bei Raps, Grünland und Zuckerrüben komme es zu Ertragseinbußen. Letztlich stehen und fallen die Erträge mit einer ausreichenden Wasserversorgung, so auch bei Getreide. In den eher wärmeren Regionen Baden-Württembergs führten Temperaturanstiege zu Ertragsminderungen. Einzelne Tage Hitze halte Getreide gut aus, aber zu viele Tage seien ein Problem. „In Zukunft muss man von dem bisherigen Ertragsniveau Abstriche machen“, so Flaig.

Hier stelle sich die Frage, wie Landwirte auf die zu erwartenden Klimaveränderungen reagieren können? Mit mehrjährigen Fruchtfolgen, Zwischenfruchtanbau und schneller abreifenden Sorten könne dem Temperaturanstieg etwas gegengesteuert werden. Wärme liebende Pflanzen wie Soja seien auch in Zukunft keine verlässlichen Kulturen in unseren Breiten, benötigen sie doch eine ausreichende Wasserversorgung von der Blüte bis zur Kornreife. Um der Zunahme von Starkregen entgegen zu wirken, seien Mulchsaat, Direktsaat und Bewirtschaftung quer zum Hang angesagt. Konservierende Bodenbearbeitung mindere die Bodenerosion. Bei der Düngung sei zu beachten, dass in trockenen und warmen Sommern die Stickstoffauswaschung steigt, weil die Pflanzen weniger Stickstoff aufnehmen. Die Humusversorgung werde künftig immer wichtiger werden. Falls Wasser mit vertretbaren Aufwand zur Verfügung stünde, könne sich je nach Erzeugerpreisen Beregnung häufiger rechnen. Beim Pflanzenschutz könnten Landwirte vorbeugende Maßnahmen ergreifen, bei den direkten Maßnahmen seien die Forschungs- und Technologiezentren mit guten Empfehlungen gefragt. Aber auch die Kommunen seien gefragt: „Die guten Böden sind unserer Versicherung in Zeiten des Klimawandels“ betonte Flaig abschließend, „wir können es uns eigentlich nicht mehr leisten, diese weiterhin zuzupflastern!“

Die abschließende Fragerunde zeigte, welche Sorgen Landwirte hier umtreiben: Die Erfahrungen mit Direktsaat seien in unserer Region sehr bescheiden. Flaig bestätigte, dass man in Baden-Württemberg bei Direktsaat im Durchschnitt von Ertragseinbußen von 9% ausgehe. Ulrich Markert, Landwirt und Vertrauensmann des Bezirksarbeitskreises des Evang. Bauernwerk fragte nach der Winderosion: “Letztes Jahr sah ich meinen Acker förmlich davonfliegen“. Flaig bestätigte, dass man die Bodenerosion durch Wasser eher im Blick hatte, als durch Wind. Ein anderer stellte fest: „Den Traum von zwei Kulturen nacheinander müssen wir wahrscheinlich noch länger träumen, weil auch bei längeren zu erwartenden Vegetationsperioden einfach das Wasser fehlt.“ Flaig bestätigte dies: „Dazu braucht es nicht mal Extremjahre, das Wasser fehlt bereits in normalen Jahren für zwei Kulturen.“

Veronika Grossenbacher, Evang. Bauernwerk / 27. Februar 2019

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